- Bedingtes Leben ist Leid
Diese grundsätzliche Wahrheit wird spätestens seit 2020 wohl niemand mehr leugnen. Dabei haben wir Gott-sei-Dank weder Hunger zu leiden, noch unter den Gräueln eines Krieges.
- Es gibt eine Ursache für das Leid
Die Ursache für Leid liegt in den „Anhaftungen“ (Haben-wollen und Nicht-Haben-wollen) des Ego-Verstands. Dem Ego ist es nie genug, es will immer mehr, oder etwas anders, als wie es gerade ist. Alles Leid wird so erzeugt. Im Buddhismus spricht man ua. auch von „Gier“.
Alle Arten von Anhaftungen oder Gier führen zu starken Emotionen. Aus diesen Emotionen entspringen all unsere verzweifelten Versuche, Leid zu vermeiden oder Glück zu erlangen.
Diese Versuche sind jedoch die Ursache für das Leid. - Durch das Erlöschen der Ursachen erlischt auch das Leid
Wer aufhört, Dinge anders haben zu wollen, als sie sind, beendet auch das Leiden.
Das Ego haftet sich aber an ALLES, was es kriegen kann um zu überleben und es ist sehr gewieft darin uns zu täuschen. Oft gehen wir sehr spirituelle Wege, und gerade die darin gemachten Glückserfahrungen erzeugen noch größere Anhaftungen.
Die Auflösung führt also über die bedingungslose Beendigung jeglichen Widerstands und damit zur Befreiung aus den Klauen der verschiedensten Anhaftungen. Annehmen, was ist.
Weiteres Leid wird vermieden, weil das „gierige“ Ego still wird. - Der Pfad – die Therapie für unsere Heilung
Das ist aber kein Versinken in tiefe Resignation, sondern führt über das Auflösen aus allen Anhaftungen, damit das gierige Ego still wird.
„Vor der Erleuchtung
trage Wasser, hacke Holz.
Nach der Erleuchtung,
trage Wasser, hacke Holz.“
Sich hinzusetzen und still zu sein ist ein guter Anfang. Es vermeidet tatsächlich weiteres Leid.
Doch erst im Tod des Ego erlangen wir wirkliche Befreiung. Alle Anhaftungen erlöschen und es gibt kein Wollen mehr. Nur noch Sein.
Manche, wie Eckhard Tolle empfangen dies in einem Akt der Gnade (sehr wahrscheinlich als Wirkung von früheren karmischen Samen).
Buddha zeigt uns aber einen Weg für alle Wesen in seinem Pfad zur Erleuchtung: der „edle 8-fache Pfad“ beschreibt tiefenwirksame Belehrungen über Körper, Rede und Geist und führt über meditative Praxis zur Freilegung und zum Erkennen („Aufwachen“) der jedem Wesen innewohnenden „Buddha-Natur“ – dem höchsten göttlichen Selbst, Gott-in-dir.
Anmerkung:
Wer zum ersten mal mit den „Vier Edlen Wahrheiten“ konfrontiert wird und westlich geprägt ist, also in den Dualismen von Gut und Böse, Sein und Nicht-sein usw., mag darin vielleicht eine depressive Philosophie vermuten.
In Wahrheit bilden sie aber die Grundlage zur Befreiung aus dem Leid, und sind somit wie die eigentliche Botschaft Jesu eine Frohbotschaft. Das „Nirwana“ ist kein Zustand des „ausgelöschten“ Ich’s, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, sondern der von allen karmischen Wirkungen befreite zeit- und grenzenlose Geist, der uns allen bereits innewohnt („Buddha-Natur“). Ein Zustand, der also nur entdeckt, freigelegt werden darf, nicht erst entwickelt werden muss. Ein Zustand von grenzenlosem Glück, befreit von der „Bedingtheit“ aller Erfahrungen.
Weiterführende Informationen zu den Vier Edlen Wahrheiten: http://www.oebr.at/die-lehre-des-buddha/vier-edle-wahrheiten/
Karma Kagyü Buddhismus in Österreich:
http://www.karma-kagyu.at
Literaturtipp:
https://www.fischerverlage.de/buch/dalai-lama-die-vier-edlen-wahrheiten-9783596521517