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Trauma Verbindung

Trauma und Spiritualität

Trauma kann spirituelle Entwicklung verhindern. Darum gilt: Trauma hat Vorrang.

Gleich vorweg: ich halte das für den wichtigsten Beitrag, die wichtigste Betrachtung auf meiner ganzen Webseite hier.

Wenn du das folgende beherzigst, wirst du dir (deinen Mitmenschen, deiner Familie und der Gesellschaft, die du ja durch dein Feld auch miterzeugst), viel unnötiges Herumirren und sehr wahrscheinlich auch viel Leid ersparen.

In der Bergpredigt heißt es:

„Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, ist ein Tor, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Matthäus 7,24–27

Meiner Erfahrung nach ist der Fels für spirituelle und Bewußtseinsentwicklung ein gesunder Körper („mens sana in corpore sana“), genauer gesagt ein stabiles (autonomes) Nervensystem.

Spirituelle Entwicklung, Bewußtseinsentwicklung und -entfaltung, führt einen Menschen durch den stark introspektiven Charakter immer wieder an seine ungelösten Themen und vor allem an traumatisch erlebte Erfahrungen. Wenn du jetzt sagst: „ich habe aber gar kein Trauma“, dann erlaube mir dir von mir zu berichten: ich war beinahe 50 Jahre lang davon überzeugt, nicht unter den Spätfolgen traumatischer Erfahrungen zu leiden, bis ich selbst durch meine spirituelle Praxis unsanft darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dem nicht so ist.

Mittlerweile bin ich fast sicher, dass jeder Mensch im deutschsprachigen Raum, wahrscheinlich sogar jeder Mensch weltweit, an irgend einer Folge von klassischem oder Schocktrauma, Entwicklungstrauma, transgenerationalem oder kollektivem Trauma leidet. Meist wahrscheinlich sogar an mehreren davon.

Bewußtseinsentwicklung, tiefergehende spirituelle Erfahrungen wie Samadhi, oder gar vollständiges Erwachen sind meines Erachtens nach nicht bzw. ungleich schwerer, oder nur in begrenztem Rahmen möglich, wenn im Körper (!) noch eine oder mehrere traumatische Erfahrungen gespeichert sind („Körpergedächtnis„). Denn die aufkommenden Gefühle und Energien, auch die mitunter intensiven Körperempfindungen können nur von einem gesunden, stabilen, sich selbst regulierenden Nervensystem ‚gehalten‘ werden („Containment“).

Um es abzukürzen: du kannst dir dein Trauma nicht wegmeditieren, ja ich glaube sogar – und wenn dann nur unter höchster Anstrengung und wahrscheinlich nur wenn du dich dem exklusiv ein ganzes Leben lang in einem Kloster widmest – dass ein Trauma spirituelle Entwicklung und Bewußstseinserweiterung verzögern oder auch gänzlich verhindern kann.

Warum?

Nochmal, weil es so wichtig ist: Trauma wirkt – auch noch nach Jahren – auf Körperebene weiter. Also sozusagen auf „Layer 1“, auf der untersten Ebene des Menschseins. Genauer gesagt: die Auswirkungen, also die Folgeerscheinungen von traumatischen Erfahrungen, wirken im Körper weiter. Ohne stabiles Nervensystem wirst du aber immer bewußtseinserweiternde Erfahrungen verhindern. Das weiß ich aus eigener Erfahrung: kommst du an die Schwelle zu Samadhi, beginnt sich dein Ego-Verstand aufzulösen. Was aber ist das einzige nach einer traumatischen Erfahrung, auf das du dich wirklich verlassen kannst? Der Verstand. Emotionen und Körper spielen ja verrückt! Kommst du nun aber an die Schwelle, deinen Verstand, dein Ego sterben lassen zu müssen – also das letzte quasi was noch von dir übrig geblieben ist – wirst du/dein Ego derartige Existenz- oder Todesängste bekommen, dass du diesen Prozess unwillkürlich unterbrechen und stoppen wirst.

Das bedeutet aus meiner Sicht (und die ist ident mit der vom deutschen Heilpraktiker für Psychotherapie und Traumatherapie, Gopal Norbert Klein): Trauma hat Vorrang!

Und Trauma ist eben Körper.

Ich sage hier übrigens nichts, was ich neu erfunden habe. Das ist alles bekannt und gut untersucht in der Traumaforschung, und hier insbesondere durch die bahnbrechende Arbeit von Peter Levine (Somatic Experiencing), die zusammen mit NARM (dem „Neuro-Affektive Relationship Model“, das sich mit Entwicklungstraumatisierung beschäftigt) von Laurence Heller die fundamentale Sprengkraft besitzen, tatsächlich die ganze Welt zu retten, indem wir zuerst uns selbst retten.

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“

Ghandi

Im nachfolgenden Video von Gopal wird exakt mein Weltbild beschrieben, mit den 5 Schichten: Körper – Emotionen – Verstand/Denken/Ego – Energie – Alles-was-ist, das „Numinose“ (Monika Renz) bzw. Gott.

(Quelle: YouTube)

Das Gute zum Schluss: Peter Levine beschreibt in seinem Buch „Vom Trauma befreien“ Trauma als eines von vier Portalen zum Erwachen.

Die Arbeit an traumatischen Themen – individuell, wie transgenerational oder kollektiv – ist also im Grunde nicht nur ein Heilungsweg, sondern auch ein spiritueller Weg. Wenn du es genau so mutig und entschlossen angehst, wie dein Verdienst in spirituellen Praktiken.